Europa hat das experimentelle Repertoire des amerikanischen Tanzschaffens der 50-60er-Jahre erst in den 90er-Jahren (wieder)entdeckt. Die am Festival d’Avignon 1979 dank ihrer Zusammenarbeit mit Bob Wilson bekannt gewordene Lucinda Childs ist eine Ikone des Post Modern Dance. Sie hat ihrer Nichte Ruth drei Soli vermacht, die in New York entstanden sind, wo damals eine künstlerische Aufbruchsstimmung herrschte. In Pastime (1963) verstärkt die Tänzerin – auf einer Badewanne sitzend – die Oberflächen- und Volumeneffekte, indem sie mit einem Tuch spielt, das sie umhüllt. Mit Carnation (1964) nimmt sie mit Hilfe trivialer Gegenstände eine systematische Dekonstruktion ihres Erscheinungsbildes vor. Museum Piece (1965) lässt eine Imaginationen wahr werden: Die Tänzerin betritt das Innere eines Gemäldes (Le Cirque von Seurat), um es dann auf humorvolle Weise durch den Körper zu beschreiben. Die Stücke haben kein bisschen Staub angesetzt!

Pro Helvetia