Lesung: Ralph Dutli
Musik: Heiko Plank

Die Biographie des Schweizer Dichters Gottfried Keller (1819 bis
1890) ist auf vielfältige Weise mit der Stadt Heidelberg
verbunden. Hier erschien 1846 die erste Sammlung von Kellers
Gedichten, 1848 bis 1850 hielt er sich als „später Student“ in
Heidelberg auf (Adresse: Neckarstaden 62), war unglücklich
verliebt in Johanna Kapp – was sich in dem berühmten
Anthologie-Gedicht „Schöne Brücke“ niederschlug – und wurde
Zeuge der Badischen Revolution 1848/1849. In Heidelberg hat er
seinen Roman „DER GRÜNE HEINRICH“ zu schreiben
begonnen, der seinen Weltruhm begründete. Er hörte die
Vorträge des radikalen Religionskritikers Ludwig Feuerbach,
dessen Ideen – Bekenntnis zum Diesseits, zur Einmaligkeit des
Lebens, Verzicht auf ein Leben nach dem Tod, die Einsicht, dass
Gott eine Erfindung des Menschen sei – Keller stark geprägt
haben. Sein Werk bedeutet Glücksvision und Daseinshunger:
„Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, / Von dem goldnen
Überfluss der Welt!“ Nietzsche nannte Keller einen
"Herzerfreuer", James Joyce’ Lieblingsgedicht war Kellers "Da
hab ich gar die Rose aufgegessen", das er ins Englische
übertrug: "Now have I fed and eaten up the rose".

Ralph Dutli, geb. 1954 in Schaffhausen, studierte an der Universität
Zürich und an der Pariser Sorbonne Romanistik und Russistik. Er lebte
1982 bis 1994 in Paris, seither als freier Schriftsteller in Heidelberg. Er ist
Romanautor, Lyriker, Essayist, Biograph, Herausgeber und Übersetzer
vorwiegend russischer Dichter (Werke von Ossip Mandelstam, Marina
Zwetajewa, Joseph Brodsky). Veröffentlichungen (Auswahl): „Meine Zeit,
mein Tier. Ossip Mandelstam. Eine Biographie“, 2003; „Russische
Literaturgeschichte, erzählt von Ralph Dutli", Hörbuch, 2003; „Novalis im
Weinberg. Gedichte“, 2005; „Nichts als Wunder. Essays über Poesie“,
2007; „Liebe Olive. Eine kleine Kulturgeschichte“, 2009/2013; „Fatrasien.
Absurde Poesie des Mittelalters“, 2010; „Das Lied vom Honig. Eine
Kulturgeschichte der Biene“, 2012; „Soutines letzte Fahrt. Roman“, 2013;
„Die Liebenden von Mantua. Roman“, 2015; „Mandelstam, Heidelberg“,
2016; „Dantes Gesänge – Gerät zum Einfangen der Zukunft“, 2017;
„Rutebeuf: Winterpech & Sommerpech. Mit einem Essay von Ralph Dutli“,
2017.
Ralph Dutli ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und
Dichtung und erhielt diverse Preise und Auszeichnungen, u. a. Johann-
Heinrich-Voß-Preis 2006, Rheingau Literaturpreis 2013 und Preis der
LiteraTour Nord 2014 für seinen Roman „Soutines letzte Fahrt“, der in
mehrere europäische Sprachen übersetzt und für den Deutschen
Buchpreis nominiert wurde, sowie Düsseldorfer Literaturpreis 2014 für sein
literarisches Gesamtwerk und Erich-Fried-Preis Wien 2018.
Website: www.ralph-dutli.de

Heiko Plank, geb. 1964 in Kaiserslautern, Komponist,
Improvisationsmusiker und Instrumentalist auf dem von ihm entwickelten
und gebauten elektro-akustischen Saiten-Instrument ´plank´. Auftritte auf
internationalen Festivals: Palatia Jazz Festival, Adriatico Mediterraneo
Festival Ancona, Jetztmusikfestival, Festival Europäische Kirchenmusik.
Solokonzerte und Bühnenauftritte mit internationalen Künstlern wie Dieter
Schnebel, Markus Stockhausen, Llorenc Barber, Nils Petter Molvær, Mike
Rossi, Claus Boesser-Ferrari, Jesús Hernandez u.a. Konzerte im Rahmen
von interdisziplinären Forschungsprojekten in Verbindung von Musik und
Medienkunst im Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
(ZKM) und im Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz
Kaiserslautern (DFKI). Konzertreise durch Ungarn und Rumänien 2016,
wo er als einer der „außergewöhnlichsten Gitarristen der Welt“ bezeichnet
wurde, Russland-Tournee 2017, Global Guitar Gita Festival
Bangalore/Indien 2018.
Website: www.plankworks.eu