Im Rahmen der Reihe «Girl, Woman, Other» spricht Kim de l’Horizon über das aufsehenerregendste Debüt des letzten Jahres mit der Moderatorin und Autorin Charlotte Milsch.

Die Erzählfigur in «Blutbuch» identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt sie mittlerweile in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Grossmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l’Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.

Ausgezeichnet 2022 mit dem Deutschen Buchpreis und dem Schweizer Buchpreis sowie dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung.

Pro Helvetia
© DuMont Buchverlag
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