Nervenärztin Mathilde von Zahnd führt ein Sanatorium von Weltruf, das bereits die geistig verwirrte Elite des halben Abendlandes beherbergt hat. Ihre derzeitigen Lieblingspatienten sind drei Physiker: Einer hält sich für Einstein, der andere für Newton und der dritte, Johann Wilhelm Möbius, behauptet, König Salomo erscheine ihm. Konsequent schützt Fräulein von Zahnd die Physiker vor den Nachforschungen der Polizei, die nun schon im zweiten Mordfall an einer Krankenschwester im Sanatorium ermittelt.

Im überaus unterhaltsamen Gewand einer Komödie verhandelt Friedrich Dürrenmatt in den «Physikern» die grosse und bis heute aktuelle Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft. Als das Stück 1961 entstand, war das atomare Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion auf dem Höhepunkt. Mit der Kubakrise 1962 stand die Welt am Rande eines Atomkrieges. «Die Physiker» waren das Stück der Stunde und wurden in der Saison 1962/63 das meistgespielte Werk auf deutschsprachigen Bühnen. Heute sind es auch Forschungen in der Gentechnik oder über die Künstliche Intelligenz, wo ethische Fragen die Nutzung der Erkenntnisse auf den Prüfstand stellen. Aber ebenfalls die Gefahr des Einsatzes atomarer Waffen ist wieder bedrohlich real geworden. Dürrenmatt selbst sah sich als Diagnostiker, nicht als Therapeuten. Für ihn war die Komödie die einzig vertretbare Form der Darstellung einer undurchschaubaren Welt, in der das Individuum seine Machtlosigkeit erlebt.

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"Die Physiker", Oliver Firit, Gabriel Kemmether, Stefan Eichberg, Sabine Unger