Dritter Gast der neuen Lesereihe „Schweiz direkt“ ist Melinda Nadj Abonji mit ihrem  Roman „Tauben fliegen auf“ (Jung und Jung Verlag, Salzburg 2010).

»Wir haben hier noch kein menschliches Schicksal, wir müssen es uns erst noch erarbeiten«, sagt Ildikós Mutter, obwohl die Familie schon seit Jahren in der Schweiz lebt. Längst sind sie eingebürgert und betreiben an der sogenannten Zürcher Goldküste ein Café in bester Seelage. Doch wirklich angekommen sind sie nicht. Die beiden Töchter Ildikó und Nomi wachsen zwischen zwei Kulturen auf, sind hin- und hergerissen zwischen der verlorenen Heimat in der Vojvodina und dem Wunsch, Teil der Schweizer Gesellschaft zu sein. Es dauert lange, bis Ildikó erkennt, dass hinter dem Schweizer Idyll eine ausgeprägte Fremdenfeindlichkeit lauert.

Melinda Nadj Abonjis Roman wurde 2010 mit dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet.

© Gaetan Bally